Die Landesfischereiverbände haben, unter Mitwirkung des Bundesamtes für Wasserwirtschaft und dem Österreichischen Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz, ihre Nominierungen für das Jahr 2025 bekannt gegeben.
Die Schleie, Fisch des Jahres 2024
© Clemens RATSCHAN
Mit der Ernennung der Schleie zum Fisch-des-Jahres 2024 wurde diese in Österreich weitverbreitete Süßwasserfischart ins allgemeine Bewusstsein gebracht. Es soll vor allem auf die aktuelle Bedrohung der Art und auf die Gefährdung ihres Lebensraums – den Auengewässern – hingewiesen werden.
Hier die Nominierungen für 2025
Bachforelle (Salmo trutta )
© Reinhard Loidl
Die zur Familie der Lachsartigen (Salmonidae) zählende Bachforelle gehört zu den bekanntesten heimischen Fischarten. Sie bevorzugt sommerkühle, sauerstoff- und strukturreiche, schnell fließende Gewässer in denen sie natürlicherweise als dominierende Fischart beheimatet ist. Daher wird auch eine ganze Fischregion, die Forellenregion, nach ihr benannt.
Der Klimawandel und die damit verbundene Erwärmung der Gewässer zählt zu den dramatischsten Folgen für diese kälteliebende Art. Alle lebensnotwendigen Prozesse wie Fortpflanzung, Wachstum und Wanderung werden bei wechselwarmen Lebewesen von der Temperatur beeinflusst. Ihr Lebensraum wird in den nächsten Jahren immer kleiner werden, da für die Bachforelle, die vor allem in den Oberläufen der Fließgewässer lebt, keine flussaufwärtige Ausweichmöglichkeit gegeben ist. Durch die steigenden Wassertemperaturen werden auch vermehrt Krankheiten hervorgerufen, wie zum Beispiel die Proliferative Nierenkrankheit (PKD), die die Bestände zunehmend dezimieren. Weitere wesentliche Faktoren, die zu einer Gefährdung und Reduktion der Bachforellenbestände beitragen, sind die Gewässerverbauung, -verschmutzung (z.B. durch Hormone), Feinsedimentbelastungen und fehlende Ufervegetation sowie der hohe Prädatorendruck in Form von Fischotter, Gänsesäger und Kormoran.
Hausen (Huso huso)
© Clemens Ratschan
Der Hausen, auch Belugastör genannt, ist mit belegten Größen von bis zu 7 Metern die größte Störart und eine der größten Fischarten überhaupt. Die späte Geschlechtsreife von 14- 20 Jahre, Lebensspannen von deutlich über 150 Jahren, das Aufwachsen der Jungtiere im Fluss während des ersten Sommers sowie die späteren Laichwanderungen aus dem Schwarzen Meer bis zu 2.500 Kilometer die Donau flussaufwärts bis Bayern und Österreich mehrmals im Leben machen ihn außerdem zu einem perfekten Indikator für langfristig dynamische und funktionstüchtige Flusslandschaften. Durch Überfischung, Migrationsbarrieren und Verlust des Lebensraumes ist dieses lebende Fossil, wie die meisten anderen Störarten, hochgradig vom Aussterben bedroht.
Aktuell vermehrt sich der Hausen noch sporadisch in der Unteren Donau zwischen den Kraftwerken am Eisernen Tor und dem Donaudelta.
Die Bestände sind jedoch sehr klein und unterliegen nach wie vor einer starken Wilderei. Eine eigenständige Erholung ist aufgrund der Populationsgröße nicht zu erwarten.
Ab 2025 werden in Wien im Rahmen des LIFE-Boat4Sturgeon Projektes genetisch donaustämmige Hausen, Waxdick und Sternhausen in einer schwimmenden Aufzuchtstation vermehrt und die im Donauwasser aufgezogenen Jungfische zur Stärkung der Population anschließend in der Unteren Donau besetzt.
© Thomas Fridrich
Es ist also zu hoffen, dass die auf das “Wiener Wasser” geprägten Störe nach Erreichen der Geschlechtsreife in 12-20 Jahren funktionstüchtige Fischauf- und -abstiegsanlagen vorfinden um die österreichische Donau zu erreichen und auch die Kraftwerke in Österreich mit entsprechenden Wanderhilfen nachgerüstet werden.
Als Botschafter für den gesunden Umgang und die Renaturierung des Ökosystems Donau verdient der Hausen unsere Aufmerksamkeit und ist ein mahnendes Beispiel für das schleichende Aussterben unserer heimischen Fischarten.
Hecht (Esox lucius)
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Der Hecht (Esox lucius) ist eine der beliebtesten Fischarten der Angelfischerei und ebenso der nicht-fischenden Bevölkerung weithin bekannt. Letztere vor allem durch Vorfälle mit Badegästen, bei denen diese Fischart Menschen verletzte. Dies schürt vorrangig die Angst vor dieser Fischart und tritt das Lebewesen und seine Bedürfnisse, die keinesfalls menschenfeindlich sind in den Hintergrund. Auseinandersetzungen zwischen Hecht und Mensch sind ausgesprochen selten und haben immer eine Vorgeschichte. Nämlich dann, wenn der Badebereich der Menschen an einem Gewässer verlassen wird und stattdessen Bereiche betreten werden, die der Hecht als sein Territorium beansprucht oder dabei in Stress versetzt wird bzw. interessante Bänder am Badegewand oder glitzernde Fußkettchen, können dazu führen, dass sich der Hecht verteidigt oder eine mögliche Beute wahrnimmt.
Die Nominierung zum Fisch des Jahres 2025 soll dem Hecht die Möglichkeit geben, mit derartigen Vorurteilen aufzuräumen und wieder mehr Verständnis gegenüber dieser bemerkenswerten Fischart und ihrer Lebensweise zu fördern.
Koppe (Cottus gobio)
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Die Koppe ist in Österreich wohl eine der am häufigsten anzutreffenden Arten. Sie bewohnt vor allem rasch fließende Bäche und kleinere Flüsse der Forellen- und Äschenregion (Rhithral), kommt aber auch in sommerkühlen und sauerstoffreichen Seen (z.B. Salzkammergutseen) vor. Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat die Koppe regional starke Bestandseinbußen erfahren müssen. Zurückgegangen oder verschwunden ist die Koppe vor allem in hydromorphologisch beeinträchtigten Gewässern. Die Wasserqualität stellt heute ein geringeres Problem dar als noch vor rund 20 Jahren. Aufgrund der oben angeführten regionalen Bestandsrückgänge muss die Koppe als eine Art mit drohender Gefährdung eingestuft werden.
Die Nase (Chondrostoma nasus)
© Clemens RATSCHAN
Die Nase, eine gesellig lebende Cypriniden-Art, weist einen spindelförmigen, seitlich abgeflachten Körper auf. Wesentliche Merkmale sind die vorragende Schnauze sowie das unterständige, quergestellte Maul mit verhornter Unterlippe mit scharfkantigen Rändern. Der Körper weist eine graublaue bis graugrüne Oberseite, silberne Seiten und einen weißen bis gelblichen Bauch auf. Die Flossen sind rötlich gefärbt und das Bauchfell der Nase ist schwarz. Die Nase kann über 50 cm lang und über 2 kg schwer werden. Nasen bewohnen vorwiegend schnellfließende Gewässer, welche zum überwiegenden Teil der Barbenregion (Epipotamal) zuzuordnen sind. Die Nahrung dieser bodenorientierten Schwarmfische besteht hauptsächlich aus Algen, die sie von Steinen abweiden und aus den Kleintieren, die in diesem Algenbewuchs leben. Als sogenannter Mittelstreckenwanderer führt die Nase ausgedehnte flussaufwärts gerichtete Laichwanderungen bis zu mehreren 100 km durch, wo sie über Schotterflächen ablaicht, um anschließend wieder ihre ursprünglichen Lebensräume flussabwärts aufzusuchen.
Die Erreichbarkeit der flussaufgelegenen Laichgründe sowie die Verfügbarkeit von geeigneten Laichhabitaten (Schotterbänke) wurden Großteils unterbunden, wodurch die Populationen vielerorts stark dezimiert wurden oder sogar gänzlich verschwunden sind.
Mit der Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Flüsse und die Schaffung von geeigneten Lebensräumen ist zu hoffen, dass sich die Bestände wieder erholen werden und sich wieder in ihren ursprünglichen Habitaten ausbreiten.
Der Sterlet (Acipenser ruthenus)
© Clemens RATSCHAN
Der Sterlet – österreichischer Fisch des Jahres 2014 (Acipenser ruthenus)
Der kleinste und einzige noch in der österreichischen Donau lebende Vertreter der Störartigen wurde von den österreichischen Fischereiorganisationen zum Fisch des Jahres 2014 auserkoren. Er dient damit gewissermaßen als pars pro toto um für alle europäischen Störartigen den äußerst kritischen Gefährdungszustand zu unterstreichen.
Zeitgleich wurde in Deutschland der Stör (Acipenser sturio) als Fisch des Jahres deklariert. Von den fünf ursprünglich auch in Österreich vorgekommene Störartigen sind Hausen (Huso huso), Sternhausen (Acipenser stellatus), Waxdick (Acipenser gueldenstaedti) und Glattdick (Acipenser nudiventris) ausgestorben.
Unter www.Fisch-des-Jahres.info können Sie Ihre Stimme abgeben.