Der Artikel soll den Leserinnen und Lesern eine Vorstellung geben, wie wunderbar die Lebenswelt unserer heimischen Fische ist, aber auch fragil und auf die Rücksicht der Menschen angewiesen.
(c) Dr. Nikolaus Medgyesy
Dr. Nikolaus Medgyesy ist der wissenschaftliche Vorstand des River and Nature Trust und er gilt mit als Entdecker der Donau stämmigen Urforelle. In der Fischzucht in Thaur züchtet er sie mit seinem Sohn, dem Fischereiwirtschaftsmeister Nik Medgyesy junior. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt zur Zeit an der Feststellung der Ursachen des Rückgangs der Bachforelle an der Kössener Ache.
Gehen wir einmal zum Organismus der Wasserbewohner, warum erfrieren sie im Winter nicht, warum verhungern sie nicht mangels ausreichenden Insektenlebens in der kalten Jahreszeit?
“Fische sind wie Amphibien, Reptilien und Insekten wechselwarme Tiere – Kaltblüter. Ihre Körpertemperatur und ihr Stoffwechsel passen sich der Umgebungstemperatur an. Das heißt, je tiefer die Wassertemperaturen im Herbst und Winter fallen, desto inaktiver werden die Fische. Sinken die Wassertemperaturen unter 4°C, ist der Stoffwechsel von Fischen im Parterre. Bei diesen Temperaturen nehmen Fische nur noch gelegentlich Nahrung auf, oder stellen die Nahrungsaufnahme ganz ein. Abnehmende Tageslichtlänge, und sinkende Wassertemperaturen im Herbst lösen bei kälteliebenden Fischen, den Salmoniden, wie Bachforelle, Bach- und Seesaiblinge den Fortpflanzungstrieb aus, der in der Laichtätigkeit gipfelt. Dies geschieht meist im November, wenn die Wassertemperaturen um 6°C liegen. Die befruchteten Eier werden in Laichgruben im Schotter abgelegt und vergraben. Die Entwicklungszeit der Eier dauert im zunehmend kälter werdenden Wasser sehr lange, sodass die Larven in den Fließgewässern erst im Frühjahr schlüpfen, wenn die Wassertemperaturen wieder zu steigen beginnen.”
Eine zweite große Gruppe sind die Cypriniden, unterscheidet sich deren Verhalten im Winter von dem der Salmoniden?
“Wärmeliebende Fische, wie alle Karpfenartigen Fische, aber auch Barsche, Hecht, Zander, … gehen in der kalten Jahreszeit in die Winterruhe. Bei 4°C hat das Wasser die höchste Dichte, ist also schwerer als bei allen anderen Temperaturen. So können tiefe, stehende Gewässer nie bis zum Boden durchfrieren. Friedfische wie die Cypriniden sammeln sich im Spätherbst in diesen 4°C Schutzzonen. In geschützten Einständen überwintern sie dort in einer Art Dämmerschlaf. In der Kälte ist ihr Herzschlag bis auf ein paar Schläge pro Minute reduziert. In dieser Ruhephase dürfen die Fische nicht gestört werden. Diese wärmeliebenden Fischarten haben im Gegensatz zu den kälteliebenden Fischen ihre Laichzeit im Frühjahr, wenn die Wassertemperaturen wieder steigen. Die Eientwicklung dauert bei diesen Fischen meist nur wenige Wochen. Die wärmenden Sonnenstrahlen fördern die Entwicklung des Zooplanktons und so ist für die winzigen Jungfische genügend Nahrung vorhanden.”
Was kann „Mensch“ tun, um die Fische im Winter zu fördern…sich einfach fernhalten?
“Ja, der Mensch schützt auch per Gesetz in den jeweiligen Landesgesetzen Fische in ihren empfindlichen Phasen. Es sind dies die Schonzeiten rund um die Laichzeiten der Fischarten, an denen das Fischen untersagt ist. Nach einer Faustregel werden Bachforellen in den Monaten mit den Endungen -er geschont. Die Monate September bis Feber fallen in unseren Breiten in die kalte Jahreszeit. Vor allem Cypriniden sollen im Winter in denen sie ihre Ruhephase einnehmen, nicht gestört werden. Bitte die Eisdecke zugefrorener Teiche oder Seen nicht mutwillig mit schweren Steinen aufschlagen. Nicht nur der Lärm, der sich im Wasser besonders stark ausbreitet, schreckt die Fische aus ihrem Dämmerschlaf, sondern besonders fatal können die Folgen dieser unbedachten Handlungen sein, wenn der Fischotter über diese eisfreien Löcher zu den sonst geschützten Fischeinständen vordringt und ein Blutbad unter den Fischen anrichtet.”
Der River and Nature Trust ersucht euch: Bitte genießt die kalte, ruhige Zeit im Winter am Wasser oder Eis bewundernd und ruhig.