Wir stehen im Naturschutz in Österreich vor einer gewaltigen Blamage. Durch falsche Besatzmaßnahmen, geschützte Prädatoren, falsches Flussmanagement und vor allem der mangelnden Interaktion der Stakeholder in der Kulturlandschaft “Fluss” ist nicht nur die vom “RNT” intensiv beforschte Bachforelle im Überlebenskampf , sondern auch die Äsche, der Huchen, die Nasen, die Flussperlmuscheln, die Steinkrebse und viele Arten mehr.
Wien, 28. Jänner aus dem dem Büro des River and Nature Trust, ein Artikel von Christoph Mahdalik, Generalsekretär des “RNT”, Kommunikationsfachmann und TV Studiobetreiber:
“Ich habe ganz bewusst nicht die Bachforelle, unseren augenblicklichen Zielfisch für dieses Titelfoto gewählt, sondern die Äsche. Sie ist ein Fisch, den ich nicht entnehmen kann, weil mich ihre Augen immer so treuherzig ansehen, dass ich einen Abschlag nicht über´s Herz bringe.
Bei der Regenbogenforelle tu ich es meistens, sie nämlich zu essen.
Denn dieser Fisch ist ja kein ursprünglicher aus unseren Flüssen, aber schon seit Jahrzehnten im Wasser und adaptiver als die Bachforelle. Wenn Sie mich fragen, ob ich so ein Fischer bin, der als “Catcher& Releaser” mit den Fischen “spielt” – dann sage ich nein. Ich versuche, die Begegnung des Fisches mit mir ganz kurz zu halten.
Und generell: ich bin länger am Wasser, als meine Schnur drinnen ist.
Für mich ist das Fischen mit der Fliege keine Jagd, sondern ein kurzweiliger Nervenkitzel, von dem ich mich sehr gerne lang auf der Schotterbank erhole und die Natur genieße. Genauso kam ich auch durch meinen Bruder Max Mahdalik zu Peter Schröcksnadels River and Nature Trust.
Erst dort habe ich gelernt, Fische als sensible Arten und schutzbedürftige Lebewesen zu achten:
Ich wusste vorher noch nicht einmal über deren Lebenszyklen, ihren Fortpflanzungsrhytmus, ihre bevorzugten Laichplätze- oder – zeiten Bescheid, insofern durfte ich in völlig neue Welten eintauchen. Besonders wertvoll war die neue Bekanntschaft mit unserem wissenschaftlichen Leiter, Dr. Nikolaus Medgyesy, dem “Vater der Urforelle”. So begann eine Zeit, in der ich den Fluss als Gelände und die Fische und Lebewesen in ihren Eigenarten intensiv kennen lernte und jeder Besuch am Fluss ist seither sozusagen ein “Cinemascope Ereignis”, denn ich kapiere die Zusammenhänge vom Ufer bis zum Kiesbett oder dem Gumpen besser als zuvor.
Und erst dort sah ich die Probleme, die bis heute nicht gelöst sind
Wenn man weiß, dass Zählergebnisse von bestimmten Arten an Österreichs Flüssen, die noch gar nicht lange her sind, bei 100 Kilo pro Hektar Fluss lagen und diese heute bei 2 Kilo liegen, dann kann man getrost von einem massiven Artensterben sprechen.
….was mich aber noch mehr erstaunte war, dass die Wege zur Hilfe so komplex und kompliziert sind. Es sind verschiedene Ursachen: Krankheiten, Hormone durch Kläranlagen, unterschiedliche Schutzrichtlinien in den Bundesländern und Nachbarländern, was Prädatoren betrifft, das Schwall- und Sunkproblem bei der Wasserkraft und unterschiedliche Interessenslagen im Naturschutz: Hat der Vogelschützer Erfolg, leidet der Fisch. Hat der Landwirt Ertrag bis zum Ufer, leidet das Wasser. Wie durchschlägt man diesen gordischen Knoten?
Kurz noch zum Wasser und der Wasserkraft:
Natürlich hat die Wasserkraft in den vergangenen Jahrzehnten enormen Einfluss auf die Flüsse und die Wanderschaft der Tiere gehabt, vor allem die tausenden Kleinkraftwerke, von denen ein gute Teil ohne Aufstiegshilfen errichtet wurde. Heute sind es aber wiederum die Energiebetreiber, welche, siehe Projekte am Inn oder der Donau, -zig Millionen in Renaturierungen oder hochwirksame Aufstiegshilfen stecken können. Also brauchen wir mit der Wasserkraft einen Dialog, und den sucht der River and Nature Trust: Auf Basis wissenschaftlicher Belege und mit technischer Exzellenz kann so in der Zukunft der Bestand wieder in die Gänge kommen, so ist z.B. die Drau 2024 wieder durchgängig Fisch- wanderbar geworden. Aber das ist nur ein Beginn: Ich bin auch der Überzeugung, dass der ständige Dialog und Austausch, auch die Schwall und Sunkproblematik in den Griff bekommen wird.
Vielleicht auch ein persönlicher Nachsatz: Würden sich die Bundesländer im Süden und Westen Österreichs besser mit der Windkraft anfreunden, dann wäre der Leistungsdruck auf die Wasserkraft innerhalb der erneuerbaren Energien nicht so hoch, wie er eben in unserer intensiv Strom bedürftigen Gesellschaft heute ist.
One Voice: Die Fischerei erhebt die Stimme, hoffentlich noch zur rechten Zeit!
Ich durfte letztes Jahr beim Event “Rettungsgasse für die Fische”, organisiert vom ÖKF in Linz zugegen sein. Das hervorragende Team des ÖKF hat erstmals die Macht der Fischerei als Wirtschaftsfaktor erhoben: 350.000 Angelfischer erzielen mit den angeschlossenen Professionen und Organisationen eine Wirtschaftsleistung von 600 bis 800 Mio Euro. Das gibt uns schon ein Recht, unsere Stimme zu erheben. Denn offensichtlich ist das bislang zu selten, zu leise und ohne den nötigen Nachdruck passiert.
Haben die Fischer: innen und Fischschützer das Selbstvertrauen verloren?
Jetzt erlebe ich fast wöchentlich Zuspruch und Hoffnung: Man traut Peter Schröcksnadel zu, zum Wohle der Fische eine starke Stimme nach außen zu sein. Man traut ihm zu, Dinge voran zu treiben, die wichtig für Umstände sind, unter denen wir alle, also auch alle Vereine und Organisationen, die Lebenswelt der Fische versuchen zu verbessern. Das freut uns, es macht die Aufgabe als kleine Organisation nach nicht einmal 24 Monaten Existenz nicht leichter, aber spannender.
Wir haben viel vor, für& mit euch!
Neben den wissenschaftlichen Projekten, die wir gerade laufen haben, bzw. in Finanzierungsverhandlungen sind, wollen wir uns 2025 auf die mediale Arbeit konzentrieren. Es muss in den nächsten Jahren gelingen, dass Fische genauso ernst genommen werden wie andere Tiere. Es kann keinen Artenschutz zugunsten einiger Arten geben, die den Fisch als Nahrung brauchen und sich zu sehr ausgedehnt haben, denn was nützen uns Flüsse ohne Leben?
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