Was Gert Gradnitzer und Peter Schröcksnadel dazu sagen
Um auf die Bedrohung aufmerksam zu machen, wurde der Hausen (Huso huso) zum Fisch des Jahres 2025 gewählt. Mit dieser Ernennung soll das Bewusstsein für die Bedeutung von Arten- und Gewässerschutz gestärkt werden. Der ÖFV nutzt mit dieser Abstimmung die Gelegenheit, um auf die Notwendigkeit hin zu weisen, den natürlichen Lebensraum dieser beeindruckenden Fischart zu schützen und zu renaturieren. Der Hausen ist nicht nur ein Symbol für die Artenvielfalt in europäischen Flüssen, sondern auch ein Indikator für gesunde Gewässer.
(c) Boku-huso
Zitat des Präsidenten des Österreichischen Fischereiverbandes, Gert Gradnitzer:
Dass der Hausen in unserer Abstimmung gewonnen hat, ist ein genauso gutes, wie auch ein schauriges Zeichen, denn wir sprechen von einer Fischart, die fast ausgestorben ist. Mit dem LIFE-Boat4Sturgeon Projekt, also der Wiederaufzucht des genetisch donaustämmigen Hausen, findet gerade einer der weltweit interessantesten Versuche statt. Gelingen kann er nur, wenn die Tiere in 12 bis 20 Jahren auch eine wanderbare Donau vorfinden, da sind Europa und die Wasserwirtschaft tief in der Pflicht.
Verbreitung früher
Der Hausen, auch als Beluga-Stör bekannt, ist eine der größten und ältesten Fischarten Europas und gehört zur Familie der Störe. Früher war er im gesamten Einzugsgebiet des Schwarzen Meeres, der Donau, des Kaspischen Meeres und des Asow’schen Meeres verbreitet. Er war vor allem entlang der Donau und ihrer Nebenflüsse zu finden, wo er in großen Schwärmen zu seinen Laichplätzen wanderte. Diese mächtigen Fische, die über 100 Jahre alt und bis zu sechs Meter lang werden können, spielten eine bedeutende Rolle in der Kultur und Wirtschaft der Regionen entlang ihrer Wanderwege.
(c) ÖFV Clemens Ratschan
Verbreitung heute
Heute ist der Hausen durch Überfischung, Umweltverschmutzung und vor allem durch den Bau von Staudämmen stark bedroht und aus weiten Teilen seines ursprünglichen Verbreitungsgebiets verschwunden. Die Zerstörung der Laichplätze und die Blockierung der Wanderwege haben die Fortpflanzung des Hausens stark eingeschränkt. In einigen Regionen gibt es jedoch inzwischen Schutzprogramme und Aufzuchtstationen, die versuchen, die Bestände zu erhalten und sogar wieder anzusiedeln. Dies erfordert jedoch umfassende internationale Zusammenarbeit, da der Hausen grenzübergreifend migriert.
(c) Boku-huso
Prof. Peter Schröcksnadel, Präsident des River and Nature Trust:
Der Hausen ist ein mahnendes Beispiel für das schleichende Aussterben unserer heimischen Fischarten. Ein Dinosaurier der Flusswelt, das erreicht die Menschen im Herzen. Es steht stellvertretend für so viele Arten, die unter schwerem Druck stehen und unsere Hilfe brauchen. Der River and Nature Trust hat die Bachforelle als Zielfisch, in Deutschland bereits auf der Roten Liste, geht es ihr bei uns vergleichbar schlecht. Auch für sie muss die Forschung dringlich mit besseren Mitteln ausgestattet werden.
(c) ÖFV Clemens Ratschan
Das EU-Projekt LIFE-Boat 4 Sturgeon widmet sich bis 2030 dem Schutz vier vom Aussterben bedrohter Störarten in der Donau. Dazu zählen neben dem Sterlet, der bereits in einem Vorgängerprojekt im Zentrum des Interesses stand, die Arten Waxdick, Sternhausen und Hausen. Innerhalb der Projektlaufzeit sollen etwa 1,6 Millionen Störe nachgezüchtet und Jungtiere in unterschiedlichen Donau-Abschnitten ausgewildert werden. Die Haltung der Muttertiere und Aufzucht der Jungtiere erfolgt in einer schwimmenden Fischaufzuchtstation am donauseitigen Ufer der Donauinsel in Wien sowie an zwei Standorten in Ungarn und Slowenien. Mit dem Aufbau einer “lebenden” Gendatenbank soll zudem die genetische Vielfalt erhalten werden.