Auftaktveranstaltung für ein 30 Millionen Euro schweres Renaturierungsprojekt:
Der Verbund startet ein “EU-Life-Projekt”, welches der Enns stellenweise wieder mehr Raum gibt und as bedeutet mehr Lebensraum für Fische, Amphibien, …
Die Enns ist laut der Gewässer-Sanierungsinitiative „Life Iris“ zwischen der Sölkmündung und dem Gesäuseeingang in einem „mäßigen Zustand“. Verantwortlich dafür ist die Begradigung des Flusses und der Schwallbetrieb der Kraftwerke in den Zubringerbächen. Bis vor 200 Jahren war die Enns ein sogenannter mäandrierender Fluss, der von einer Talseite zur anderen pendelte und sich seinen Weg suchte.
Um landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen, begann man vor rund 160 Jahren den Fluss zu begradigen. Insgesamt 40 Durchstiche führten zu einer Verkürzung des Fließgewässers um 19 Kilometer und die Enns verlor rund 55 Prozent ihrer Fläche. Ufersicherungen verhinderten ein nochmaliges Ausbreiten. Rund 150 Hektar Feuchtwiesen wurden dadurch trockengelegt. Die Ernährungssicherheit stieg zulasten der ökologischen Vielfalt.
Mehr Platz für die Enns
Vergangenen Donnerstag lud der Verbund zur Auftaktveranstaltung des Life-Projekts „We nature Enns“ ins Schloss Trautenfels. Rund 30 Millionen Euro sollen in den nächsten sechs Jahren in Renaturierungsmaßnahmen fließen. Knapp die Hälfte davon finanziert die Europäische Union über das Life-Programm, den Rest steuert der Verbund bei.
Karl-Heinz Gruber, Geschäftsführer der Verbund Hydro Powerfindt dazu:
„Natürlich beeinflussen wir mit Wasserkraft die Umwelt, deswegen wolle man mit den Maßnahmen wieder neuen Naturraum entstehen lassen.”
Auch Anregungen aus der Bevölkerung sind erwünscht, man wolle im Einvernehmen und gemeinsam etwas für die Natur und die Menschen errichten. Im Zuge der Auftaktveranstaltung wurde das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt, Einheimische sind eingeladen sich einzubringen.
Schrei nach Veränderung
Der Verbund betreibt 132 Wasserkraftwerke, 342 Wind- und 47 Photovoltaikparks sowie zwei Wärmekraftwerke.
Die Eingriffe des Menschen in die Natur sieht selbst Verbund-Hydro-Power-Geschäftsführer Michael Amerer kritisch: „Wir haben eine Situation in der Landschaft, die mit den Augen eines Realisten betrachtet katastrophal ist.“ Beim Teilstück der Enns handle es sich um Bereiche, die „danach schreien, dass man etwas verändert“. Der Schrei bekommt nun offenkundig Gehör.
Neuer Lebensraum
Auf dem rund 20 Kilometer langen Stück zwischen Stein an der Enns und Trautenfels soll in den kommenden Jahren wieder ein naturnahes Flussauensystem entstehen.
Michael Amerer vom Verbund meint:
“Ökologie hat bei uns einen ganz, ganz hohen Stellenwert. Dort, wo der Mensch zerstörend unterwegs war, stellen wir 35 Hektar an Land zu Verfügung.”
Der Verbund kauft Flächen entlang des Flusses und lässt die künstlich angelegten Ufersicherungen entfernen. Damit kann sich das Gewässer stellenweise auf einem Korridor von bis zu 30 Metern links und rechts des derzeitigen Verlaufs wieder ausbreiten. Dadurch verlangsamt sich die Fließgeschwindigkeit und bringt nicht nur Lebensraum für Fische, sondern es entstehen kleine Auen, wo sich Amphibien, … niederlassen können.
Projektleiterin Sabine Käfer, die seit 20 Jahren Öko-Projekte umsetzt sagt:
“Das Ziel ist, dass wir Populationen schaffen, die sich selbst reproduzieren können, die geplanten Kraftwerke in Schladming würden sich daher kontraproduktiv auf die Renaturierung auswirken”
Weitere Flächen erwünscht
60 Prozent der Grundstücke, welche für das Vorhaben von Nutzen sein könnten, sind bereits im Besitz des Verbunds. Wir sind weiterhin auf der Suche nach Flächen, das Projekt könnte noch größer werden. Was vor rund 160 Jahren begann, versucht man heute mühsam wieder gutzumachen. Im Vergleich zum ursprünglichen Verlauf ist die Aufweitung der Enns Makulatur, die Kosten für den vergleichsweise kurzen Abschnitt jedoch beachtlich. Dafür entsteht neuer Lebensraum und die Natur bekommt ein kleines Stück zurück.