Im Mai 2023 ist es in der Sill durch eine missglückte Wehrspülung eines IKB- Kraftwerks zu einer folgenschweren Sedimentwelle gekommen, die den Fischbestand stark belastet hat.
Der River and Nature Trust hat damals eine Anzeige bei der Innsbrucker Staatsanwaltschaft erstattet, die bis heute nicht behandelt wurde, dennoch beginnen die Mühlen der Erkenntnis offensichtlich zu mahlen:
Denn die Verantwortlichen der IKB und die Experten des Tiroler Fischereiverbandes haben sich an einen Tisch gesetzt und zwei Fragen diskutiert: wie kann ein nachhaltiger Wiederaufbau des Bachforellenbestandes bestmöglich umgesetzt werden und wie können ähnliche Vorfälle in Zukunft vermieden werden?
Das klare Ziel stand von Anfang an fest: der Bestand an Bachforellen soll wieder aufgebaut werden. Die Innsbrucker Kommunalbetriebe stellen dafür drei Jahre lang einen namhaften Betrag zur Verfügung. Unter Federführung des Tiroler Fischereiverbandes werden dann gezielte Maßnahmen gesetzt.
Auswildern der jungen Bachforellen. Zacharias Schähle (TFV), Hannes Frontull (TFV), Andreas Schiechtl (Landesobmann TFV), Thomas Gasser (Vorstandsmitglied IKB), Herbert Schmid (IKB) v. l. n. r. Foto: IKB
Zum einen werden Setzlinge – also noch jüngere Bachforellen – unterschiedlicher Größenklassen ausgewildert, zum anderen werden die Experten einen Eibesatz (Cocooning und Artificial Nests Methode) durchführen. Dabei werden Bachforelleneier im Gewässergrund vergraben, man imitiert sozusagen eine natürliche Laichgrube der Bachforelle. Die geschlüpften Larven wachsen dann von Anfang an in ihrer natürlichen Umgebung auf.
Andreas Schiechtl, Landesobmann des Tiroler Fischereiverbandes meint:
„Mit dieser Vorgangsweise erreichen wir eine natürliche Altersstruktur im Wiederaufbau des Bestandes. Die ist wichtig, damit sich der Bachforellenbestand bald wieder natürlich vermehren kann.“
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Spülungen sollen in Zukunft schonender gestaltet werden!
Neben den Maßnahmen für den Aufbau des Bachforellenbestandes haben sich die Fachleute von IKB und Fischereiverband auch darauf verständigt, notwendige Kraftwerksspülungen schonender und, soweit als möglich, ökologisch verträglich vorzunehmen. Diesbezüglich werden noch konkrete Vorgangsweisen ausgearbeitet und abgestimmt.
DI Helmuth Müller, Vorstandsvorsitzender der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG sagt zu dem gemeinsamen Projekt:
„Vorkommnisse wie im Mai 2023 sind nicht in unserem Sinne. Wir haben großes Interesse an möglichst intakten Gewässern und unterstützen deshalb in den nächsten Jahren den Aufbau eines Bestandes an Bachforellen.“
Herr Schiechtl berichtet:
“Dass die Gespräche mit der IKB von Beginn an von gegenseitigem Respekt und einem lösungsorientierten Ansatz geprägt waren. Die Tatsache, dass wir auf Augenhöhe diskutieren und gemeinsam nach tragfähigen Lösungen für den Schutz der Fische und Gewässer suchen konnten, ist bedauerlicherweise keine Selbstverständlichkeit. Immer wieder nehmen Betreiber die Bedürfnisse der Umwelt, insbesondere der Gewässerökologie und des Fischschutzes, nicht ernst genug.“
Der River and Nature Trust freut sich über diese ersten gesetzten Schritte, Peter Schröcksnadel dazu:
Ich gratuliere den Kollegen vom TFV, vor allem dann, wenn die Spülungen wirklich zu 100% schonend vorgenommen werden. Ich bin gespannt auf die Festlegung der konkreten Handlungen , wir werden das aufmerksam verfolgen.”